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meine liebe Freundin Electra, im Casino Ludovisi; ich hoffe immer, sie wird noch einmal mir zu Liebe ihr langes Schweigen brechen, und alles Leiden ihrer hohen Seele der Freundin verkünden. Auch der schöne Theseus hier wird mir immer lieber! Wie würdest du über die Schwärmerin lächeln, wenn du mich entzückt und einsam unter den hohen Gestalten wandeln sähest, denen ich, ach! so gern Rede abgewönne, und die doch schweigend so viel Geist ausströmen, daß ich sie den meisten redenden Gesellschaften weit vorziehe. Dieser Theseus hat, wie Orest und Electra, das feine griechische Ohr; auf welche Schönheit ich, wie du weißt, sehr viel halte, weil ich sie oft noch charakterischer fand, als die feinsten Rosenlippen. Die ächtgriechischen Statuen besitzen immer diesen feinen Reitz. Die Aussicht von der Zinne des Casino war heute entzückend. Allein du kennst sie. Abends machte ich, im herrlichen Mondlicht, eine große Spazierfahrt, erst nach Monte Cavallo. Sahst du die Colossen je im Sil-