Page:Tagebuch über Rom (IA tagebuchuberrom01brun).pdf/147

From LibMovIt
This page has been proofread

139

sie bringen und rauben dir wechselsweise Leid und Freude! Reitz der ganzen Gruppe, ätherische Färbung; Schönheit der bräunlichen Hore mit dem gelben Gewande; Anmuth der beyden letzten – sie sind noch in beynahe kindlicher Unschuld. Aber der Sonnegott hat noch nicht ausgeschlafen; es ist ein kläglicher Sire, den ich herzlich gerne vom Wagen herab hätte!

Allein Aurora! Welch unnachahmliches Schweben der hingegossenen mildverbreiteten Gestalt; wie emporgehaucht, fühlte ich den leisen Schauer des Aufgangs, von dem ihr Gewand geblähet wird. Und sie selbst? Ach! dies holde wehmüthige Antlitz, dieser sehnende Blick! Ihre beyden Hände sind voller Blumen; noch sind sie nicht auf die dunkle Erde gefallen. "Ich streue Blumen der Erde – aber Blumen mit meinen Thränen bethaut!"

In diesem Pallast steht auch die berühmte Büste des Scipio Africanus, von Basalt. Auch hier trägt der ehrwürdige Scheitel die ehrenvolle Narbe vom Tessin. Es ist ein liebes, ernstes und vestes Gesicht, zumal im hal-