Page:Tagebuch über Rom (IA tagebuchuberrom01brun).pdf/149

From LibMovIt
This page has been proofread

141

Die Schönheit des Greisen, sein edler Anstand, die Pracht des ihn umfliessenden schneeweissen Talares, verfehlten ihre Wirkung auf mich nicht. Allein kaum hatte der Gott die Erde berührt, kaum begannen alle diese albernen sinnlosen Cerimonien, so war der kurze Zauber gelöset, zu dessen Dauer übrigens das ganze Maintien der heiligen Väter der Kirche nichts beyträgt; denn die Prunkaufzüge werden immer nachlässiger gespielt, weil die Gescheuten ohne Zweifel fühlen, das ganze Wesen sey doch nun einmal unhaltbar geworden, und unter den minder Gescheuten doch wohl schwerlich einer dumm genug ist, um selbst mehr an das thörichte Gewebe der Verirrungen des menschlichen Geistes zu glauben. Wir stiegen in der Loge über den St. Ludovico, eine der vier Colossal-Statuen auf den vier Hauptaltären die an den Riesenpfeilern des Domes un den Hochaltar stehen. Hier hatten wir die Tribuna gerade vor uns, in welcher man mit dem heiligen Vater vor den Augen des ganzen Roms Puppenspiel trieb. Auf der Rückseite des Al-