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sehr, gar sehr aus dem Vollen geschnitten und ich rechne hier viel ab; denn schwerlich waren sie ganz so Rubensisch aus Raphaels Phantasie hervorgegangen. Venus, im Zorn zum Olymp hinauffahrend, ist prächtig; sie athmet Flammen! Schön in aller Glut der Jugend und Liebe ist der Jüngling Eros, indem er noch, gefühllos zielend, den Pfeil auf die arme Sterbliche wirft, der unsichtbar zurückwirkend ihn selbst in gleichem Augenblicke trift. Alle Gruppen sind wohl geordnet, und mit großem Verstande gedacht.

Im Götterrathe ist Raphaels launigter Frohsinn unverkennbar. Die olympischen Damen sind leider alle, mehr oder weniger, hässlich und gemein! Die einzige Athene, die blauäugig und heiter wie Aether dasteht, ist groß und lieblich anzuschauen. Apollo ist schön und durchdringend klug. Der brave Herkules, der mit aller möglichen Bonhommie sich freut "daß die arme Psyche, gleich ihm, nach vollendeter Prüfung zum Necktarschmause gelangt", ist äusserst naiv. Launigt ist das Klee-