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sanfte Artemis, wohl dem, der so in sorgenfreyer Blüthe des Daseyns von deinem linden Pfeile getroffen wird!
Drittes Zimmer.
Dieser sogenannte Antinous steht für mich da, ein hohes Jdeal der Unschuld, in zartester Blüthe des Lebens, hervorgegangen aus der Fantasie eines edeln Künstlers, würdig in bessern Zeiten zu leben, als die waren, in denen man Antinous vergötterte! Aber welche leise Züge der Trauer in diesem holden Antlitz! Welches Hingesenktseyn bey so viel Fülle des Lebens! “Er ist verpflanzt in arge Zeiten”, und fühlt Roms Schmach! Ach, die Zeiten der Heroen sind vorüber; und zum Heros könnte diese Gestalt hinanreifen? Psyche und Amor stehen ihm gegenüber. Wer nennt diese süsseste aller Gruppen: “Einen zum holdesten Bilde gewordenen Kufs”? Mir scheinen die Gestalten zarter empfunden, als es dem Künstler gelungen ist, die Häupter, und zumal die Gesichter, zu vollenden. Psyche (die einzelne