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dem Geyer, daßs er das Unsterbliche mit dem Vergänglichen gepaart, und die leichtschwebende Psyche in den engen Kerker gebannt hat! Die andern Sarkofage dieses Zimmers, mit dem Raub der Proserpina, dem Endymion in Morfeus Schooße (dem die leicht wandelnde Göttinn, vom Amor geführt, leise naht), mit der Amazonen-Schlacht, der Geschichte der Chryseis, den Musen; und Plato, Sokrates oder Homer an den Endstücken – führen dich alle in die, wie von einem heitern Abendlicht, eröfnete Welt reizender Bilder und hoher Resultate der erhabensten Philosophie und Dichtung, und in die schöne Blüthenzeit des menschlichen Geistes zurück! Schillers Strofe umtönte mich:

Da trat noch kein scheußliches Gerippe

An das Bett des Sterbenden; ein Kuß

Nahm das lezte Leben von der Lippe.

Still und traurig senkt ein Genius

Seine Fackel, sanfte heitre Bilder

Scherzen selbst um die Nothwendigkeit,

Und des Schicksals Spruch erscheint uns milder

Durch den Schleier sanfter Menschlichkeit.