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III.

Rom, den 22. November 1795.

VILLA LUDOVISI

Der Ludovisische Mars, oder nach unsers Hirts Meinung ein Theseus, wo Ariadne der Gruppe fehlt, schien mir gleich, und immer mehr, eine der edelsten und mildesten Gestalten aus der Welt der Ideale. Schön ist das stille sich selbst ahnende Antlitz, prächtig die ausgearbeitete Fülle des Körpers, an dem besonders der Rücken im Stil des Torso sich auszeichnet. Schön ist der junge fröhliche Faun an der Thür, mit nicht bäurischer Roheit, sondern voll ländlicher Anmuth in den lächelnden Zügen. Der Körper ist trocken gearbeitet; es ist nicht die Götterfülle bedürfnißloser Jugend, sondern ein schöner schnell aufgeschossener Hirtenknabe, noch etwas mager vom Wachsen. Hirtenstab, Panflöte und Rehhaut sind als Attribute neben ihm. Der Rumpf eines jungen Bacchus ist von bewundernswürdiger weicher Schönheit, und in seiner lieblichen Fülle steht