Page:Tagebuch über Rom (IA tagebuchuberrom01brun).pdf/99

From LibMovIt
This page has not been proofread

91

edeln einfachen Urformen eine Enthüllbarkeit zur höchsten Schöne! Geist und Phantasie ruhen befriedigt vor dieser hohen Gestalt, über welcher der Gedanke nicht hinausschweift, und wo der hellsehende Geschmack die leicht abzumeisselnde Rauheit nicht verkennt. So konnten nur Griechen beginnen, und von dem Felsengrund physischer Nothwendigkeit, und aesthetischer Würde, sich zu jener Höhe heben, die unerreicht von Jahrtausenden angestaunt bleibt. 3.) Eine prächtige Colossal-Büste des Jupiter Serapis. 4.) Der Apoll Giustiniani, ruhend mit aufgebundenem Haar; er steht zwischen dem Stilo antico und sublimo, doch diesem näher. Süße Schwermuth ist der herrschende Ausdruck dieser Kopfbüste; er scheint leisen melancholischen Gesängen über Daphnens Verwandlung nachzusinnen. 5.) Die berühmte Pallas Giustiniani. Ich muss mit ihr vertraut werden! Strenge nüchterne Vernunft ist der Hauptbegriff den sie erweckt. Sie ist nicht so wohl rauh als trocken gearbeitet. Von der linken Seite erblickt, scheint das Profil in unaussprechlicher Hoheit.